Am Donnerstag, den 15.05.25 fuhren alle 8. Klassen in das Manchester Bayerns. Ihr wollt wissen, wo das liegt? Von unserer Realschule ist das Ziel nur 50 Kilometer entfernt! Immer noch keine Idee?

Hier kommt die Auflösung: Wir fuhren alle gemeinsam nach Augsburg, genauer gesagt ins Textil- und Industriemuseum (Kurzform: tim). Dort angekommen, hatten wir im Rahmen einer Führung die Gelegenheit, die Theorie des Geschichtsunterrichts live und in Farbe zu erleben. Die 8. Klassen beschäftigen sich nämlich mit den Anfängen und Auswirkungen der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert. Gerade Augsburg war für das Herstellen und Produzieren von Kleidung in dieser Zeit bekannt und hielt mit der englischen Textilstadt Manchester mit – daher auch der Beiname. Es wurde immer einfacher, Kleidung schnell und günstig zu produzieren und in Augsburg wurden deshalb riesige Fabrikhallen errichtet. Natürlich wurden aber auch in anderen deutschen Regionen Textilien hergestellt, doch Augsburg war stets Vorreiter. Im Museum durften wir uns die Maschinen, mit denen Fäden und später auch ganze Stoffe hergestellt wurden, ansehen und diese sogar anfassen. Wir erfuhren, dass diese Anlagen immer noch funktionieren und von gelernten Webern bis heute benutzt werden! Eine Weberin beobachteten wir kurz beim Upcycling, sie stellte aus Stoffresten Badeteppiche her. Daneben durften wir uns daran probieren, selbst einen Faden herzustellen. Dafür muss man richtig geduldig sein und ein Stoff Baumwolle lang rollen, bis es immer dichter und später auch länger wird. Das ist ganz schön knifflig und auch anstrengend!

Wir sahen auch, wie es möglich ist, verschiedene Stoffe einzufärben oder Muster zu drucken, ohne dass sie beim Waschen oder Trocknen verblassen. Dafür sind verschiedene chemische Prozesse nötig, aber auch aus Pflanzen kann Farbe gewonnen werden. Hier waren die Unternehmer ganz schön einfallsreich und betrieben oftmals Spionage bei den Engländern oder Niederländern, um sich einfachere Tricks abzuschauen. Zum Schluss bekamen wir einen Einblick in das wirklich harte Leben eines Arbeiters zur Zeit der Industrialisierung. So musste man bei Krankheit, Verletzung und sogar beim Zuspätkommen die Kündigung in Kauf nehmen – Schutzmaßnahmen gab es nicht! Die kamen erst viel später. Lange Schichten, Hitze in den Hallen sowie langanhaltender Lärm machten die Arbeit zusätzlich schwer. Aber jetzt denkt ihr bestimmt, dass man sich nach der Arbeit doch sicher gut entspannen konnte und sein Geld für schöne Dinge ausgeben durfte, oder? Da müssen wir euch enttäuschen: Das Gehalt war gering und wurde auch oft gestrichen. Die Wohnungen waren klein, schmutzig und verfügten oftmals über keinen Wasseranschluss. Viele Menschen waren auch sogenannte Schlafgänger, die nur zum Schlafen in eine Wohnung gingen und sich immer ein „Bett“ mieteten. Sie schliefen also in fremden Betten, weil die Miete so teuer war!

Wir können uns heute glücklich schätzen, da sich unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen erheblich gebessert haben. Allerdings sind die Arbeitsbedingungen in Drittländern (z.B. Bangladesch oder China) ähnlich wie bei uns im 19. Jahrhundert. Voller Eindrücke und dankbar für unsere heutigen Lebensbedingungen fuhren wir gegen Mittag wieder zurück.

Christine Eckhardt-Fehler

Besuch des „Tims“